Meine schönste/n Niederlage/n

Meine schönste Niederlage ist ein Jugendstil Tabaktopf aus Westerwälder Steinzeug mit einem Bodenstempel / Schutzmarke der Steinzeugfabrik Gebr. Jung Höhr.

Die Seltenheit dieses Topfes besteht in der Aufschrift von drei Firmen – Lempp Nachf. / Reinsch / Hanewacker!

Ursprünglich stammt er von G.A.Hanewacker aus Nordhausen am Harz. Von dieser Firma gibt es Töpfe aus allen Stilepochen. Als große Tabakfabrik brachte sie bis zu 30 verschiedene Modelle auf den Markt.

Der Topf mit zwei unterschiedlichen Seiten ist wie folgt beschriftet:

Die unterschiedliche Beschriftung vorne und hinten mit Hanewacker / Lempp / Reinsch zeigt, dass aus diesen Töpfen die Aufbewahrung und der Verkauf, nur in dieser Region erfolgte.

Die Firma Rud. Lempp Artilleriestr. 9 befand sich in unmittelbarer Nähe von Gustav Reinsch in der Auguststr. 6.

Auszug aus www.berlin-geschichte.de:

Der Teil von der Auguststraße bis zur Spree hieß Wassergasse, während der Teil von der Auguststraße bis zur Linienstraße Bernhardsgasse genannt wurde. 1827 erhielt die Straße in ihrer ganzen Länge den Namen Artilleriestraße. Ab 1898 erscheint die Straße dann im Adreßbuch bis zur Elsasser Straße verlängert. Die Straße erhielt ihren Namen nach der in ihrer Verlängerung am Weidendamm/Kupfergraben liegenden seit 1773 bestehenden Artilleriekaserne.
Ab 31. 05. 1951 ist der aktuelle Name: Tucholskystraße.

Der Niederlage-Topf zeigt zudem eine geschäftliche Beziehung zwischen Fabrikant und Großhändler.

Laut Duden wurde die Bezeichnung für Großhändler um 1800 für das ältere „Grossierer“ gebildet, das in der Kaufmannssprache recht geläufig war. Gros = 12 Dutzend.

Auf dem nachfolgenden Foto einer damaligen typischen Tabak-Grosshandlung (Besitzer Liemann) wird mit folgendem Text geworben „Billigste Bezugsquelle für Wiederverkäufer, Restaurateure, Cafe´s, Kantinen, Händler usw.“.

Tabak-Grosshandlung (Besitzer Liemann)

Warum die Niederlage (Übergabe) von Lempp zu Reinsch erfolgte, ist mir leider nicht bekannt.

Zwei weitere interessante Niederlage-Töpfe

Sowohl Lempp, als auch Reinsch, bezogen von Hanewacker Waren in großen Mengen, allerdings nur im Zeitraum des Jugendstils. Aus dieser Zeit stammen auch die beiden nachfolgenden Töpfe.

Die Dekorfarben bei den Töpfen sind Kobaltblau, Manganviolett und Grün. Die Bemalung ist jedoch unterschiedlich. Der Inhalt beträgt jeweils ca. 2,5 Liter Topf 1 + 2, bzw. 1,8 Liter Topf 3.

Die Rückseite jeweils ist beschriftet mit: Kautabak G.A. Hanewacker Nordhausen.

Unter den Töpfen ist die Schutzmarke der Steinzeugfabrik Gebr. Jung Höhr eingestempelt.

Schutzmarke der Steinzeugfabrik Gebr. Jung Höhr

Es gibt sicherlich noch viele weitere interessante Töpfe, die von ihrer Beschriftung her Fragen aufwerfen. Also bleibt es spannend und die Suche geht weiter.