Westerwälder Tabaktöpfe

Dieser Bericht bietet einen kleinen Einblick auf die teilweise über 100 Jahre alten Gefäße und deren handwerkliche Fertigung. Im Vordergrund stehen die Schönheit und die Seltenheit – nicht das Produkt zur Aufbewahrung und der Verkauf im Topf. Eine grobe Übersicht soll zeigen, wie umfangreich das Sammelgebiet von Rauchtabak-, Schnupftabak- und Kautabaktöpfen wirklich ist. Die Auswahl der im Folgenden genannten Firmen und Töpfe erfolgte willkürlich und hat keinerlei Bedeutung!


Eine große Vielfalt
Das Sammeln dieser Gefäße ist besonders interessant, da sie durch alle Stilepochen hindurch produziert wurden. Es gibt sie in vielen Varianten, Größen und Formen. Die Farben waren blau, manganviolett, grün oder braun, wobei die Blaubemalung typisch für salzglasiertes Westerwälder Steinzeug war.


Vermutlich gab es keine allgemeinen Richtlinien oder Normen, sondern nur die Vorgaben des Auftraggebers, der auch das alleinige Nutzungsrecht hatte. Scheinbar wurde daher auch teilweise der Zusatz „Der Verkauf von Tabaken anderer Fabriken aus diesem Topf wird strafrechtlich verfolgt“ (oder ein ähnlicher Wortlaut) auf den Töpfen platziert.


In Steinzeug, Steingut und Porzellan wurden sie im Westerwald von vielen Feinsteinzeug-Fabriken gefertigt. Im Boden oder im Deckel der Töpfe befindet sich oftmals auch ein Herstellerstempel. Hier nur eine Auswahl der vielen Manufakturen: A.CORZELIUS Mennigen Höhr-Grenzhausen, KAMP KERAMIK HÖHR, P.Fr.Thewalt STEINZEUGFABRIK HÖHR, J.W.REMY HÖHR, ECKHARDT&ENGLER HÖHR, STEINZEUGFABRIK GEBR.JUNG HÖHR, Ernst H. Göbel Höhr b.Cobl. usw.


Auf alten Rechnungen und Briefköpfen lautete die Firmenbezeichnung sehr oft: Rauch-Kau-Schnupf-Tabak&Cigarren-Fabrik. Diesen Text sieht man jedoch nicht so oft auf den Töpfen. Am häufigsten vertreten sind jedoch die Kautabaktöpfe.

Alte Rechnung Max van Gülpen


Größe und Verzierung
Aufgrund der handwerklichen Fertigung weisen die Töpfe oftmals unterschiedliche Höhen oder Durchmesser auf. Die Höhe reduzierte sich im Laufe der Jahre von ca.24 cm schrittweise auf ca. 11 cm. Eine Ausnahme bilden da die wenigen Minitöpfe oder die großen Töpfe mit 10 oder 20 Liter Inhalt.


Auf den Töpfen befinden sich verschiedene Verzierungen, Tabakprodukte, Firmennamen und Standorte. Dekorativer wirkt der Topf, wenn zusätzlich das Warenzeichen und/oder die Schutzmarke oder die Fabrikmarke das Gefäß zieren. Tiermotive waren bei den Auftraggebern anscheinend sehr beliebt und standen teilweise im Bezug zum Namen. So zum Beispiel: Ein Hase bei der Firma „Haas aus Dillenburg“ oder der Hahn bei „Hahn Kautabak“ („Nur echt mit dem Hahn“), der auch als Deckelknauf dient.

Tabaktopf Hahn Kautabak

Eines der schönsten Motive ist unter anderem auch der schwarze Rabe, laut Aufschrift „Der wahre Jakob von Landfried aus Heidelberg“. Männliche Darstellungen mit Tabakpfeife sieht man zum Beispiel auf Rauchtabaktöpfen der Firmen „Oldenkott Kiepenkerl-Tabak“ oder „Rotmann aus Burgsteinfurt“. Männerköpfe einiger Berufsgruppen – wie beispielsweise Seeleute, Handwerker oder Bergleute – können ebenfalls die Kautabaktöpfe zieren.

Der wahre Jacob Tabaktopf

Ein dekorativer Schnupftabaktopf ist der „Schmalzler Franzl“ der Gebr. Bernard Regensburg. Interessant ist auch der kleine Topf von J. Goldfarb Stargard in Pommern mit der Bezeichnung „Gesundheitstabak“ und dem Zusatz: „Goldfarb – Prise sei Devise!“.

Tabaktopf Schmalzler Franzl


Prachtvolle Töpfe entstanden in den Epochen Gründerzeit, Jugendstil und Art Deko. Danach wurden sie nicht mehr so reichlich verziert. Es gab nur noch Verschönerungen in Form von kleinen Rauten, Linien und schwungvollen Ranken. Durch die Benutzung der Tabaktöpfe waren Gebrauchsspuren nicht zu vermeiden. Einige Töpfe haben Absplitterungen oder Haarrisse, sind jedoch sammelwürdig, auch wenn sie nur noch sehr selten angeboten werden.


Alter und Preis
Die Altersbestimmung ist schwierig und kann nur ungefähr festgelegt werden. Aus alten Katalogen von Feinsteinzeug-Fabriken sind keine Töpfe mit Firmenwerbung bekannt. Maßgebend sind die handwerkliche Fertigung, Stilrichtung, Herstellerzeichen aus Höhr Westerwald oder Umgebung, sowie der Name der Tabakfabrik.


Auch die Preisbestimmung ist nicht einfach, da ein jeder Sammler die Prioritäten anders setzt. Entscheidend ist der Zustand des Topfes: gibt es Beschädigungen oder Restaurierungen, ist der Original-Deckel vorhanden, ist es eine Rarität oder Massenware. Der Preis kann zwischen 40 Euro und 1.000 Euro liegen – „Bis auf die Ausnahmen!“.


Zierten die Töpfe damals noch die Theken der Tante Emma-Läden, so sind sie heutzutage mittlerweile vollständig verschwunden und nur noch bei Liebhabern bekannt.